Das Schloss Windhag unter Grafen Joachim Enzmilner

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Steht man auf dem Vorgelände zur Burgruine Windhaag, so ist es kaum vorstellbar, dass hier vor 300 Jahren einst eines der schönsten und prachtvollsten Barockschlösser gestanden hat.

Sieben Jahren nach der Fertigstellung war es wieder verschwunden, ohne Kriegseinfluss oder einer Naturkatastrophe !

Erbauer war 1642 der kaiserliche Rat Joachim Enzmilner. Zerstört und abgerissen wurde das Schloss 1681 von seiner einzigen Tochter und Erbin Eva Magdalena. Weil Enzmilner die alte Burg im gotischen Stil nicht mehr standes- und zeitgemäß erschien, ließ er das neue Schloss im italienischen Stil erbauen. Nach 6 Jahren war der Bau zwar fertig, aber die Fertigstellung und Einrichtung forderte noch weitere 25 Jahre.

Wer die Künstler und die Bauleute waren und welche Unsummen dieser Neubau verschlang, darüber fehlen die Informationen. Zunächst mussten Hügel abgetragen und Täler aufgefüllt werden, um einen geeigneten Bauplatz für das neue Schloss zu schaffen.

Altes und neues Schloss wurden durch eine Brücke verbunden. Wegen seiner reichen Architektur, seiner aufwendigen Einrichtungen und der schönen Gartenanlagen galt dieses Prachtschloss als das erste und vornehmste im Land ob der Enns.

Eine Hauptzier des neuen, dreistöckigen Schlosses waren:

  • Die Gemäldegalerien.
  • Die Schlossbibliothek mit 16.000 Werken.
  • Kunstsammlung mit Edelsteinen, Uhren, Mineralien, Vogeleier, Wappensammlung,

Münzkasten mit 600 Fächern und 19.500 Münzen.

  • Rüstkammer mit wertvoller Waffensammlung.
  • Werkzeugkammer für Bildhauer, Goldschmiede, Buchbinder usw.
  • Apotheke reich eingerichtet mit Laboratorien.
  • Römersaal mit rotem und weißem Marmor gepflastert.

Die Wohnräume und Herrschaftszimmer waren mit kunstvollen Stuckdecken ausgestattet. Die Fußböden mit wertvollen türkischen Teppichen belegt. Im Schlafzimmer befand sich ein schöner vergoldeter Altar. Natürlich gab es eine Badeanlage zum Schwitzen und Lustbaden.

Außerhalb des Schlosses lieferte ein gut eingerichtetes Brauhaus den nötigen Trank und für die Küche sorgten ein großer, gewölbter Meierhof (heute Fam. Schützeneder/Moar).
Ein Tiergarten mit einem Schildkrötenteich und zehn Fischteiche waren ebenfalls vorhanden. Zum Lustwandel lud ein großer Lustgarten mit Häuschen und Springbrunnen ein. Auf der Anhöhe nördlich des Schlosses stand eine Gloriette, die eine wunderbare Fernsicht in die südliche Landschaft bot.

Das von Enzmilner in Windhaag geschaffene Werk spiegelte seinen Geist und seine Mentalität wider. Als Kind seiner Zeit war er dem Barockgeist ganz ergeben.
Durch Fleiß, Energie und Tatkraft hatte er es in der weltlichen Karriere sehr weit gebracht. Er glaubte, ein Werk geschaffen zu haben, das die Zeiten überdauern werde.

Nach dem Tod von Enzmilner im Jahr 1678 erbte seine Tochter Eva Magdalena das alte und das neue Schloss.
Als Nonne war sie mit dem prunkvollen Leben ihres Vaters nicht einverstanden und das von ihm eingerichtete Kloster im alten Schloss war außerdem zu klein.
Eva Magdalena ließ das Prunkschloss restlos bis auf die Grundmauern abtragen und baute westlich auf der Anhöhe (heute Ortskern) ein neues Kloster auf.

Viele Kostbarkeiten wurden auch verkauft. So drei Brunnen des Schlosses: einer steht auf dem Stadtplatz in Steyr, einer auf dem Marktplatz in Königswiesen und ein Brunnen steht in einem Bauernhof in Ebelsberg.